Aus der „Ipf- und Jagst“-Zeitung vom 15.08.2021

Trotz Corona und Regenwetter: Der Chef des Platzes am Haselbachsee ist zufrieden

ELLENBERG – Die Sonne steht tief über dem Ellwanger Seenland. Aber eben ist noch ein Camper angekommen – ein Ehepaar aus Dresden. „Landsleute meiner Frau“, sagt Gebhard Uhl. „Die kriegen den schönsten Platz.“
Die Formalitäten in der Rezeption sind schnell erledigt. Uhl – Sonnenbrille, Poloshirt, Jeans – steigt in seinen grünen Golf-Caddy. Er will den Dresdnern zeigen, wo sie über Nacht campieren dürfen. Das macht er immer so – Chefservice. Den Caddy hat er im Mai angeschafft. Davor hatte er ein E-Bike. Aber auf dem konnte er kein Werkzeug mitnehmen.
Gebhard Uhl ist 63 und führt seit 36 Jahren den Campingplatz Sonneneck am Haselbachsee – oder den Häsle, wie die Alteingesessenen sagen würden. Uhl vermietet 100 Plätze an Dauercamper, weitere 30 an Feriengäste. Es ist ein lauer Sommerabend im Juli. Es duftet nach frischem Heu und gegrilltem Fleisch. Und die Inzidenz liegt noch bei unter zehn.
Uhl hält vor der Schranke. Der Beifahrer darf sie mit einer Steckkarte öffnen. Der Chef bleibt sitzen. Dann geht es in einer Schleife hinunter zum See. Lautlos, elektrisch. Vorbei am gepflegten Spielpatz und die sauber geschnittenen Hecken entlang. Das Wohnmobil der Dresdner folgt dichtauf.
Am Fuß des Hangs biegt Uhl links ab. Hier unten stehen die Wohnmobile der Feriengäste – auf frisch gemähter Wiese mit direktem Zugang zum See. Einige Jugendliche sind noch mit dem „Stand Up Paddle“ draußen. Uhl zeigt den Dresdnern, wo sie ihr Wohnmobil abstellen können. „Am vorletzten Tag der schönste Platz“, sagt die Frau. Das Paar ist nach drei Wochen Urlaub auf dem Nachhauseweg. Die Dresdner waren Berchtesgaden. Eine Woche, bevor dort das Hochwasser kam, erzählt der Mann. Dann fehlen ihm die Worte.
Das Hochwasser treibt auch Gebhard Uhl um. Er fühlt mit seinen Kolleginnen und Kollegen in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz. Dort seien viele Campingplätze geschlossen, sagt er, die Situation sei sehr schwierig. Der Campingplatz Sonneneck am Haselbachsee ist geöffnet. Und sehr gut belegt, wie Uhl sagt.
Das war auch schon anders. Sieben Monate – vom 1. November bis 28. Mai – „war der Laden dicht“. Wegen Corona. Selbst für Dauercamper. Sie durften zwar tagsüber zur Platzpflege da sein, wie Uhl erläutert. Aber abends mussten sie das Gelände verlassen – „keine Übernachtungen“.
Am 18. Mai durfte Uhl für „autarke“ Gäste öffnen, Ende Mai dann mit Hygienekonzept. Wie das aussehen soll, hat ihm aber keiner gesagt.
Uhl hat 17 Desinfektionsspender aufgestellt, die Hälfte der Duschen gesperrt und jedes zweite Waschbecken außer Betrieb genommen. Er führte stolz durch den Sanitärbereich. Getrennte Duschräume mit Lüftung, helle Fliesen, alles sehr sauber. Die letzte Renovierung liegt nicht lange zurück.
Gebhard Uhl war 30 Jahre Bauhofleiter der Gemeinde Ellenberg. Jetzt arbeitet er nur noch auf dem Campingplatz, den seine Söhne mal übernehmen sollen. Er selbst will weitermachen, „so lange es mir Spaß und so lange ich fit bin“. Der Campingplatz sei ein sicherer Ort, betont er. In ganz Deutschland sei bisher kein Coronafall auf einem Campingplatz nachgewiesen worden.
2019 hat Uhl angebaut. Für Waschmaschinen und eine Kochnische mit Spüle. Er hat eine Leseecke und eine Duschecke für Kinder eingerichtet. Die Tür zu Fitnessraum und Sauna ist verschlossen. „Stillgelegt wegen Corona“, sagt Uhl – „sicherheitshalber.“
Vor Corona kamen oft Jugendgruppen mit Zelten, 20 Personen und mehr. Jetzt nimmt Uhl keine Gruppen mehr auf. Zwischen Wohnmobilen und Wohnwagen ist zehn Meter Abstand vorgeschrieben. In den Gebäuden gilt wie überall ein Mindestabstand von 1,50 Meter. Bei einer Inzidenz von unter 10 hat das Anmeldeformular genügt. Inzwischen muss Uhl wieder kontrollieren, ob die Gäste geimpft, getestet oder genesen sind – ein „Riesenaufwand“.
Zuerst Corona, dann ein verregneter Sommer. Uhl ist trotzdem zufrieden, wie er sagt. Die Nachfrage sei, hoch. Das hängt nach seinen Worten auch mit dem Hochwasser zusammen. Er erzählt von sechs Familien aus Nordrhein-Westfalen, die fest gebucht hatten. Doch er hat nichts mehr von ihnen gehört. „Das beschäftigt einen.“ Uhl freut sich jedenfalls, wenn Camper wiederkommen und „gesund und munter“ sind.
Die Dauercamper sind ganzjährig da. Die Feriensaison auf dem Campingplatz beginnt normalerweise am 1. April und dauert bis 31. Oktober. Nach dem ersten Lockdown 2020 seien alle in den Startlöchern gestanden, erinnert sich Uhl, das Wetter sei super gewesen. Allerdings seien im vorigen Sommer fast keine ausländischen Gäste gekommen.
Diesmal spielt das Wetter verrückt. Aber, wie gesagt, Uhl ist zufrieden. Hier gab es kein Unwetter, nur starken Regen. „Damit kann man leben“, sagt er und hofft, dass er selbst auch wieder Urlaub machen kann. Beim letzten Mal kam nämlich der Lockdown dazwischen.
Die Urlaubszeit beginnt für ihn dann, wenn die Feriensaison auf dem Campingplatz vorbei ist – also im November. Dann pflegt er mit seinen Söhnen immer den „Riesengarten“. Und er würde gerne mit seiner Frau auf große Tour gehen – mit dem Wohnwagen durch Frankreich, Spanien und bis nach Portugal. Das wäre sein Traum. Aber er fürchtet, dass es beim Traum bleiben könnte. Die hohen Inzidenzzahlen kommen wieder. Da ist er sicher.